Viele reisen, um sich selbst zu finden,
manche, um vor sich selbst zu fliehen;
einige, um beides zu tun.
W. S.
Reisen macht einen bescheiden.
Man erkennt,
welch kleinen Platz man in der Welt besetzt.
Gustave Flaubert
Froh schlägt das Herz im Reisekittel –
vorausgesetzt, man hat die Mittel.
Wilhelm Busch
Der Reisende sieht, was er sieht; der Tourist sieht, was er besucht.
Gilbert Keith Chesterton
Es gibt kein sichereres Mittel festzustellen, ob man einen Menschen mag oder nicht, als mit ihm auf Reisen zu gehen.
Mark Twain
REISEN
ist eine der ältesten Tätigkeiten der Menschen und lässt sich bis in die Ursprünge der Menschheit zurückverfolgen. Nahrungssuche, Bewegungsdrang und Neugier sind zunächst die ihm zugrunde liegenden Triebfedern. Das Wort "Reise" kommt vom mittelhochdeutschen "reis(e)", das "Aufbruch, Fahrt" bedeutet und vom germanischen Verb "reisa" "aufgehen, sich erheben" abgeleitet ist. "Reisec" ist zu jener Zeit das Wort für "beritten". Das althochdeutsche "reisa" (Heerfahrt) ist das Substantiv zu "risen" mit den zwei gegensätzlichen Bedeutungen von "sich erheben", steigen" (Riese) und "(nieder)fallen, stürzen" (rieseln). Diese Herkunft spiegelt sich auch noch im englischen "rise" wider. REISEN ist manchmal ein sich aufmachen, sich für Neues öffnen. REISEN ist durch das Transportieren eines Individuums von einem Ort zu einem anderen, also etwas sehr Persönliches und Individuelles (siehe SINGLEREISEN und INDIVIDUALREISEN). PAUSCHALREISEN oder GRUPPENREISEN ist hier meist nicht vorgesehen.
Das wichtigste Stück des Reisegepäcks ist und bleibt ein fröhliches Herz.
Hermann Löns
Auf einer Webseite heißt es dazu: "REISEN, das ist lustig, REISEN, das ist schön. Diese bekannte Sprichwort kennt wohl jeder. Es ist für alle die schönste Zeit im Jahr: die Urlaubszeit, in der man URLAUBSREISEN machen kann. Erst kommt die Vorbereitung. Wohin soll das REISEN gehen? Vielleicht mal in der Berge zum Wandern (WANDERREISEN) oder eine Badeurlaub (BADEREISEN) auf eine der griechischen Inseln. Vielleicht mal ein Aktivurlaub, zum Beispiel eine Fahrradtour auf Mallorca - FAHRRADREISEN. Vielleicht soll es ein Tauchurlaub auf Ägypten sein. Oder KULTURREISEN nach Rom. Vielleicht haben Sie auch Lust auf einen Wellnessurlaub in Deutschland - WELLNESSREISEN. Hier bieten sich zum Beispiel die Ostsee, der Bodensee oder der Schwarzwald an. Oder auch die Rhön oder der Harz. Ganz egal wo es hin geht. Erstmal müssen Sie Ihre Reise buchen. Schnell geht's im Internet auf einer der zahlreichen Onlineplattformen. Oder Sie gehen in das Reisebüro Ihres Vertrauens. Vergessen Sie nicht, die Preise zu vergleichen. Denn es gibt große Unterschiede, zwischen den einzelnen Reiseanbietern. Wenn Sie günstig buchen möchten, nutzen Sie die Frühbucherrabatte aus, hier können Sie wirklich sparen. Wenn Sie flexibel sind, dann buchen Sie Lastminute oder sogar Super Lastminute. Bei Ihrer Reisebuchung sollten Sie auch vorher überlegen, was für Sie die beste Verpflegungsart ist. Sind Sie am Urlaubsort den ganzen Tag unterweg, dann reicht die Buchung mit Frühstück oder mit Halbpension. Sind Sie den ganzen Tag im Hotel und nur am Abend unterwegs, dann buchen Sie doch Vollpension. Wollen Sie auch am Abend im Hotel bleiben, dann ist all inclusive das Richtige für Sie. Mittlerweile bieten auch viele Reiseveranstalter das sogenannte Ultra Allinclusive an. Hier sind dann auch Leistungen wie Tennis, Fitnessstudio, Liegen, Internet usw. dabei. Suchen Sie sich auch die passende Reisezeit aus. Im August einen Städteurlaub (STÄDTEREISEN) in Rom zu machen, bietet sich nicht unbedingt an. Da haben Sie im Oktober mehr Spaß daran. Eine Fahrradtour auf Mallorca im Januar - FAHRRADREISEN. Muss auch nicht unbedingt sein. Hier ist der April vielleicht besser geeignet. Planen Sie eine Fernreise (FERNREISEN), beachten Sie die Wirbelsturm- und Regenperioden in den einzelnen Ländern. Wenn Sie dann Ihren Urlaub gebucht haben, müssen Sie auch noch an einiges andere denken: Brauchen Sie einen Reisepass im Urlaubsland oder reicht Ihr Personalausweis. Sind Ihre Papiere noch gültig? Denken Sie auch an eine Reiserücktrittsversicherung und an eine Auslandkrankenversicherung. Beim FERNREISEN sollten Sie darauf achten, ob im jeweiligen Land bestimmt Impfungen vorgeschrieben oder empfohlen sind. Wie kommen Sie an Ihren Abflugshafen - FLUGREISEN. Werden Sie von Freunden hin gefahren. Brauchen Sie vielleicht noch ein Bahnticket - BAHNREISEN. Wenn Sie mit Ihrem eigenen Auto zum Flughafen fahren - AUTOREISEN-, denken Sie an die Parkplatzreservierung am Flughafen. Aber das ist nicht alles an, woran Sie denken müssen. Wie sieht es mit Ihrer Reiseapotheke aus? Haben Sie auch schon eine spannende Lektüre gekauft, die Sie vielleicht im Urlaub lesen möchten? Haben Sie jemanden organisiert, der während Ihrer Abwesenheit Ihre Blumen giesst und den Briefkasten leert? Ist Ihr Fotoapparat oder Ihre Videokamera einsatzbereit? Wenn all diese Vorbereitungen geschafft sind, kann der Urlaub losgehen - URLAUBSREISEN. Denken Sie daran, Urlaub ist zum Erholen da. Also keinen Stress, machen Sie das, auf das Sie Lust haben. Nehmen Sie sich nicht zuviel vor. Also keine Freizeitstress. In diesem Sinne, viel Spaß und denken Sie an das Motto: REISEN, das ist lustig, REISEN, das ist schön."
Es gibt kein sichereres Mittel festzustellen,
ob man einen Menschen mag oder nicht,
als mit ihm auf Reisen zu gehen.
Mark Twain
Roger Willemsen in einem Interview mit Christian Schachinger mit
zu seinem Reisebuch "Die Enden der Welt" über das REISEN: "Wenn ich das
Gefühl habe, zu Hause wird es mir zu langweilig, folge ich dem Versprechen magischer Namen.
Das könnten Dakar, Timbuktu, Odessa oder Kamtschatka sein. Man bereist
immer auch die Aura eines solchen Namens. Allerdings fühlte ich mich
schon früh im Leben immer auch von menschenleeren Gegenden, etwa von
Wüsten, angezogen. Weg von der Schauseite, hin zur Kehrseite einer
Landschaft. Die Menschen, die dort siedeln, sind weltabgewandt. Es
herrscht die Natur. Man betritt da eher Seelenzustände und fühlt sich unbehaust.
Kamtschatka ist die Weltgegend mit der größten Dichte noch tätiger
Vulkane und den merkwürdigsten Wolkenbildungen, die ich je gesehen habe.
Man hat dort die Illusion, dass man an ein "An-sich" von Orten gelangt.
Der Tourist reist immer nur mit flüchtigen Bodenberührungen, der Reisende meines Verständnisses möchte gern in der Landschaft verschwinden, unscheinbar werden.
Man hat das Gefühl, dass man einen weißen Fleck auf der Landkarte
betritt. Menschen und Landschaft dort haben keine Mittel, um auf
Touristen einzugehen. Man erfährt sich selbst als unausweichlich. Man selbst ist das einzige Kontinuum.
Zu Hause, in der Zivilisation, verstellen einem die immergleichen
Reklamebilder, all der Kulturmüll, der sich über die Jahrhunderte
angehäuft hat, die Welt. Gleichzeitig gibt es Bilder und Zustände, die
man zu Hause nicht antizipieren kann. Gefährdung, Ekel, Vereinsamung,
unter Umständen sogar Langeweile kann man zu Hause nicht in so
dramatischen Formen wie in Kamtschatka oder der Sahara oder im Dschungel
von Borneo kriegen. Man erlebt dort Phänomene der Selbsterneuerung: Ah, der bin ich! Unabhängig davon, dass man ja auch immer eigene Konjunktive bereist:
Wer hätte ich dort, wo ich hinfahre, sein können. Wer wäre ich gewesen,
wenn ich dort aufgewachsen wäre. Wer wäre ich, wenn ich an der Seite
einer zwei Zentner schweren sibirischen Freistilringerin das Kamasutra
durchdeklinieren müsste? Ich habe etwa im Hochland von Patagonien
Menschen getroffen, die keinen Strom, keine Bücher, kein Radio haben.
Die hocken dort nachts in vollkommener Finsternis auf einem Hügel - und
transzendieren sich nicht. Das ist etwas, das ich anstaunen kann, weil ich nicht weiß, was diese Leute in sich selbst finden. Ich an ihrer Stelle würde verrückt werden. Diese Form der permanenten, unausweichlichen Selbstbegegnung findet man nur bei Menschen, die weltabgewandt leben.
Das sind nicht immer die sympathischsten Leute. Manche von ihnen sind
auch bitter geworden. Sie müssen aber ein profundes Innenleben haben,
sonst könnten sie so nicht leben. Es ist eine Herausforderung, mit
solchen Menschen umzugehen."
Quelle: http://derstandard.at/1304552245598/Kamasutra-in-Kamtschatka (11-05-19)
Roman Sandgruber (2012) schreibt zum REISEN: "Der Mensch ist von
Natur aus ein Nomade. Er ist stets auf Reisen. Das Sesshaftwerden war
wohl der tiefste Einschnitt in seiner Geschichte. Doch war das Reisen
nie ein Vergnügen. Unterwegs war der Mensch, weil er sich dazu gezwungen
fühlte: aus Hunger, zur Jagd, zum Handel, zum Krieg, aus Abenteuerlust
und Eroberungsdrang. Der Sinn des Wortes „reisen“ wandelte sich, so wie
sich die Reise änderte. Ursprünglich meinte es nicht die Fortbewegung
von Ort zu Ort, sondern den Aufbruch und Abschied, was im englischen „to
rise“, ist gleich sich Erheben, Aufstehen, insbesondere Aufbrechen zum
Kriege, noch deutlich erkennbar ist. „Witwen und Waisen macht man viel
in Reisen“, lautet ein alter Spruch, der nur verständlich ist, wenn man
Reisen als Krieg führen übersetzt. Insofern ist Reisen das Gegenteil von
Sitzen. Es ist das Aufstehen. Die Reise um ihrer selbst willen war im
Mittelalter noch völlig unbekannt. Eine Reise war eine schmerzliche
Sache. Man reiste in das „Elend“, in das andere Land, die Fremde, denn
nichts anderes heißt Elend seiner Wortwurzel nach. Die mittelalterlichen
Kaiser regierten im Reisen. Erst im ausgehenden Mittelalter
entwickelten sich Regierungssitze. Ritter und Soldaten, die „Reisigen“,
waren ständig „auf Reisen“. Doch die wichtigste Reise war die Pilgerreise."
Quelle: Sandgruber, Roman (2012). Die ewige Reise. OÖN vom 25. August 2012.
In einem Newsletter heißt es zum Thema REISEN: "Reisen holen uns aus unserer Komfortzone:
Plötzlich befinden wir uns in einem ganz anderen, ungewohnten Umfeld.
Die Menschen sind vielleicht ganz anders. Es gibt andere Gefahren, auf
die man achten muss. Und auch im Supermarkt muss man sich erstmal
zurechtfinden. Auf Reisen werden wir oft vor Herausforderungen gestellt
und mit unseren Grenzen und Ängsten konfrontiert. Das ist gleichzeitig
eine gute Gelegenheit, sich selbst neu auszuprobieren und vielleicht
ganz neue Seiten an sich selbst zu entdecken. Wenn wir uns
beispielsweise trotz Sprachbarriere gut zurechtfinden. Oder uns trotz
vieler unbekannter Risiken etwas getraut haben. Wir erfahren, wie gut
wir die Dinge hinbekommen können, auch wenn wir komplett auf uns allein
gestellt sind. Eine Reise ist der Augenblick, an dem wir uns solchen
Herausforderungen aussetzen und unsere Grenzen neu ausloten können. Und
an solchen Erfahrungen wachsen wir als Mensch. Wir erfahren etwas über unsere eigene Identität: Wenn
man an Orte reist, an denen vieles ganz anders ist als zu Hause, dann
bietet uns das auch eine sehr gute Gelegenheit, um mehr über uns selbst
zu erfahren. Wenn ich z. B. in ein fremdes Land fahre und mir
auffällt, dass sich dort kein Mensch im Auto anschnallt, dann sagt das
auch etwas über mich aus. Es so gewohnt zu sein, zeigt mir, dass ein
gewisses Sicherheitsdenken Teil meiner Identität geworden ist. Und wenn
wir ein wenig mit offenen Augen durch die Welt laufen, dann werden uns
viele solche Dinge auffallen, wo wir mehr über das erfahren, was uns
selbst eigentlich ausmacht. Eine Reise in ein fremdes Land bietet uns
die Möglichkeit, das, was man selbst tut und gewohnt ist, mal aus einer
ganz anderen Perspektive zu betrachten. Denn dabei erfährt man oft,
wie relativ das sein kann, was als „normal“ gilt."
Quelle: Zeitzuleben-Newsletter vom 20. Juli 2014